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Karate-Lehrgang 1963 in Bad Godesberg mit Jürgen Seydel

Im Jahre 1963 fragte der Karate-Pionier für Deutschland, Jürgen Seydel beim 1. GJC nach, ob Interesse bestehe, in Bad Godesberg einen Karate-Lehrgang durchzuführen. Günter Sick wurde vom Vorstand beauftragt,diesen Lehrgang zu organisieren,der dann im August 1963 als „KARATESOMMERSCHULE“ von Jürgen Seydel mit täglichem Vor- und Nachmittagstraining in der Turnhalle der damaligen Grundschule in der Friesdorfer Str. 57 in Bad Godesberg stattfand. Danach wurde im Judo-Club eine Karate-Abteilung unter sportlicher und auch Vorstands-Leitung von Günter Sick gegründet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gründung eines eigenen Karate-Dojo 1965

Im Jahre 1965 war Günter Sick unzufrieden mit der Förderung und Unterstützung der Karate-Abteilung durch den Judo-Club. Frisch erworbene Kenntnisse im Vereinsrecht des BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) im Rahmen seiner Ausbildung zum Beamten bei der der Stadt Bad Godesberg führten dann auf seine Initiative zur Gründung des 1. Godesberger Karate-Dojo e.V. (heute 1. Bonn-Bad Godesberger Karate-Dojo 1965 e.V.)

 

Deutsche Karate-Meisterschaften 1965 in Bad Godesberg

Auszug aus einem Artikel von Rolf Brand Am 9. April 1965 fanden in der großen Stadthalle in Bad Godesberg die 2. Deutschen Meisterschaften des Deutschen Karate-Bundes statt. Die gelungene Veranstaltung stand in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft der japanischen Botschaft. Meiner Teilnahme als Beobachter des DJB an diesen Meisterschaften ging eine offizielle Einladung des Deutschen Karate-Bundes (DKB) voraus, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Gerade die menschliche Begegnung und die damit verbundene Aussprache führten zu der Erkenntnis, dass auch die Sportler des DKB ihre Kraft und Zeit der Ausbildung junger Menschen widmen.

Schon in der Woche vom 5. April bis 10. April 1965 war Bad Godesberg Schauplatz eines für Deutschland bisher einmaligen Ereignisses: Dem DKB war es gelungen, vier der höchsten japanischen Karate-Meister als Lehrer für einen Ausbilder-Lehrgang zu verpflichten.

 

Es waren dies die Herren (von rechts nach links) : 1. Taiji Kase (6. Dan), 36 Jahre alt, Ausbilder der Japan-Karate-Association und Ausbilder an der Hitotsubashi Universität. 2. Hirokazu Kanazawa (5. Dan), 33 Jahre alt. Zweimaliger Gewinner der jap. Karatemeisterschaften. 3. Keinosuke Enoeda (5. Dan), 29 Jahre alt. Japanischer Karatemeister von 1963, Ausbilder der JKA und der Tokio Art University. 4. Hiroshi Shirai (5. Dan), 27 Jahre alt, Karatemeister von 1962, Ausbilder an der Toritsu University und bei den US Air Forces.

Die Gäste freuten sich sehr darüber, dass sie einmal in Deutschland sein durften und gewannen durch ihre bescheidene und kameradschaftliche Art sofort die Herzen aller Lehrgangsteilnehmer. Das Training gestalteten sie nach eigenen Aussagen besonders hart, weil es sich bei den Lehrgangsteilnehmern fast ausnahmslos um Ausbilder des DKB handelte. Die Unterrichtung erfolgte in vier Gruppen, so dass auf jeden japanischen Lehrer sechs deutsche Schüler kamen. Man kann sich bestimmt vorstellen, dass gerade dieses individuelle Training großen Gewinn brachte, zumal auch das Programm methodisch ganz ausgezeichnet aufgebaut war.

Am 1. Tag überprüften die japanischen Meister den Leistungsstand, d. h., sie schauten sich die Technik an und ließen die Sportler dabei gemeinsam in der Grundschule durch die Halle marschieren. Sämtliche Arm- und Fußangriffe mussten wie die entsprechenden Abwehren mit vollem Krafteinsatz vorgeführt werden. Entsprechend dem Leistungsstand der einzelnen Sportler erfolgte dann eine Einteilung in Gruppen, die anschließend speziell „geschliffen” wurden. Der Höhepunkt war am dritten Tag erreicht, und ein Teilnehmer sagte treffend: Soviel Schweiß, wie in diesen Tagen, hat die Halle in der Gesamtzeit ihres Bestehens noch nicht gesehen." Trotz der großen Belastung hielten sich die Ausbilder des DKB aber ausgezeichnet und auch die beiden weiblichen Teilnehmer, Frau Pfeiffer vom Schweizer Karateclub Winterthur und Fräulein Spazier vom Dortmunder Karatedojo, ließen sich nicht unterkriegen. Wurde es einmal ganz hart, z. B., als man zum Schluss(!) des Trainings eine Runde „Häschen hüpf” durch die große Halle machte, dann lächelte Herr Kase, der die Übung in entgegengesetzter Richtung durchführte, aufmunternd und sagte: „Fighting spirit!” (etwa „mehr Kampfgeist” / d. Red.)

Die japanischen Meister waren von der Technik im DKB sehr angetan und sie lobten vor allem die Haltung und den Geist der Sportler. Häufig waren auch die 'Presse und das Fernsehen zu Gast, wobei eifrig Aufnahmen gefertigt wurden.

Bei den Deutschen Meisterschaften am Freitagabend war die große Halle voll besetzt. Sehr viele Ehrengäste von den in Bonn und Bad Godesberg ansässigen ausländischen Botschaften, von Stadt und Bundeswehr waren erschienen. Auch die Tochter des Bundeskanzlers folgte mit Interesse den Vorführungen. Zwei Wochenschauen und die anwesende Presse dürften daneben für eine entsprechende Publikation gesorgt haben. Die Meisterschaften bestanden aus einem Kata-Shiai') und einem Kime-Shiai'). Als Kampfrichter fungierten dabei die vier japanischen Meister.

Di e E r g e b n i s s e : Kata-Shiai: 1. Manfred Grichnik (Gladbeck), 2. Peter Schmidt (Universität Göttingen), 3. Siglinde Spazier (Dortmund). Kime-Shiai: 1. Mannschaft von Bad Homburg, 2. Mannschaft von Braunschweig, 3. Mannschaft von Bochum. Im nächsten Jahr werden zum ersten Mal die Meisterschaften ganz nach japanischem Vorbild ausgetragen, d. h., sie bestehen dann aus dem Kata-Shiai und dem Kumite-Shiai').

Der Deutsche Karate-Bund verzichtete bisher ganz bewusst darauf, Zweikämpfe in der Öffentlichkeit zu zeigen. Er war sich darüber im Klaren, dass nur der charakterlich und technisch vollkommene Sportler Garant für einen gefahrlosen Wettkampf sein kann. Dieser bewusste Verzicht auf jegliche „Show” trug dem DKB zwar manchen Spott ein, jedoch wurde deutlich zum Ausdruck gebracht, dass den Verantwortlichen die Gesundheit ihrer Sportler über alles geht. Auch die japanischen Meister bestätigten die Richtigkeit dieser Haltung. Sie brachten jedoch zum Ausdruck, dass die Sportler des DKB jetzt über die notwendige technische Reife verfügen würden und ohne Bedenken auch freie Wettkämpfe durchführen könnten. Der Deutsche Karate- Bund brauchte dann keine Angst zu haben, dass es 25 Verletzte gibt, wie bei den sog. „Deutschen Karate-Meisterschaften” in Garmisch, die von den vorwiegend in kommerziellen Schulen organisierten Sportlern der Tae-kwon-do-Richtung veranstaltet wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei den Prüfungen, die am 10. April 1965 stattfanden, gelang es vier Sportlern des DKB, den 1. Dan zu erwerben: 1. Manfred Grichnik (Gladbeck), 2. Fritz Wendland (Langenhagen), 3. Albrecht Pflüger (Leonberg), 4. Werner Popp (Nürnberg).

Ohne Zweifel haben der Ausbilder-Lehrgang und die Meisterschaften des Deutschen Karate-Bundes e. V. in Anwesenheit der vier hohen japanischen Meister dazu beigetragen, das in letzter Zeit etwas verzerrte Bild des Karate in der Öffentlichkeit wieder zu verbessern und der Allgemeinheit etwas vom wahren Wesen dieser faszinierenden Kampfkunst zu vermitteln. Für mich war die Teilnahme an den Meisterschaften ein großes Erlebnis, zumal ich mich davon überzeugen konnte, dass auch die Sportler des DKB an der seelischen, geistigen und körperlichen Weiterbildung der Mitmenschen arbeiten. Es wäre sehr schön, wenn die Sportler des DKB und des DJB zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit kommen könnten, zumal sie sich nicht nur die gleiche Aufgabe gestellt, sondern in den kommerziellen Schulen auch einen gemeinsamen Gegner haben. Die Zusammenfassung aller willigen und fähigen Kräfte kann für beide Seiten nur mit Vorteilen verbunden sein.

Rolf Brand

 

Kata-Shiai Der einzelne Kämpfer zeigt eine festliegende Folge von Abwehren und Angriffen (Kata) – eine Art Schattenkampf gegen 6 und mehr Angreifer. Gewertet werden Technik, Dynamik, Schnelligkeit, Geschmeidigkeit, Haltung, Gleichgewicht und Präzision. Aus der Reihe der mehr als 30 Kata (!) (Perfektionsformen) wird eine Pflichtkata verlangt, die durch Los aus der Gruppe der ersten sechs Grundformen bestimmt wird, sowie eine Kür nach eigener Wahl. Die Vorführungen müssen flüssig und äußerst exakt sein; kleine Fehler führen bereits zu erheblichen Punktverlusten.


Kime-Shiai In dieser Sonder-Turnierform führen zwei Partner verschiedene Arten der Selbstverteidigung vor. Abwehr und Angriff erfolgen zunächst als schnelle Aktion, darauf nochmals in Zeitlupe. Gewertet werden Wirksamkeit der Abwehren, flüssige Folge der Demonstration, Schnelligkeit der Ausführung, Distanzkontrolle, Konzentration, Haltung und Dynamik.

 

Kumite-Shiai Im freien Kampf zweier Gegner darf jeder Kämpfer seine ganze Findigkeit, sein Geschick und sein Können im Kampf Mann gegen Mann einsetzen. Da jede kraftvolle Karatetechnik verhängnisvolle Folgen bei „durchgehenden” Schlägen oder Stößen zeitigen würde, müssen die Angriffe dicht vor dem Ziel gestoppt werden. Das „Arretieren” eines Angriffes vor dem Ziel setzt große Praxis und ein einwandfreies Können voraus. Aus diesem Grunde werden diese Kämpfe nur unter Experten ausgetragen. Auf den japanischen Karate-Meisterschaften sieht man deshalb nur Schwarzgurte unter den Teilnehmern.


 

Trainingsbild von 1967

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 


 

Auszug aus einem Zeitungsartikel von 1967
 

Auszug aus einem Artikel des General-Anzeigers vom 29.11.2006

Elf ehrenamtlich tätigen Bonnerinnen und Bonnern wurden am Dienstag aus der Hand von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann im Gobelinsaal des alten Rathauses für ihre außergewöhnlichen Verdienste in ihren Sportvereinen die Sportplakette 2006 verliehen.

Günter Sick , der Elfte im Bunde der neuen Sportplakettenträger der Stadt Bonn, leistete für den 1. Bonn-Bad Godesberger Karate-Dojo Pionierarbeit mit der Ausrichtung des 1. Karate-Lehrgangs im Bonner Raum 1963.


 

Nachricht von Günter vom 01.05.2008 aus Thailand

Liebe Mitglieder und Karate-Freunde, es ist Zeit für eine Abschiedsmitteilung. Seit Anfang 2008 habe ich die Arbeit für das über Jahrzehnte wahrgenommene Amt des Geschäftsführers und Kassenwarts eingestellt.1965 hatte ich nach 2 Jahren Karate-Training als Abteilung im 1. Godesberger Judo-Club e.V. die Gründung des heutigen Karate-Dojo initiiert. Das Dojo besteht jetzt also am 20.12.2008 43 Jahre !

Da ich mit meiner Familie nach Thailand ausgewandert bin und mittlerweile ein neuer Vorstand gewählt wurde, möchte ich heute auf diesem Wege allen danken, die sich in der Vergangenheit als Trainer und ehrenamtlich auch als Vorstandsmitglieder für ‚mein‘ Karate-Dojo eingesetzt hatten und auch noch einsetzen.

Für die Zukunft wünsche ich dem Karate-Dojo weiterhin viele Erfolge und auch weiterhin eine große Mitgliederzahl.

Euer Günter Sick Dojo-Gründer und Ehrenmitglied

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